Stahlbezeichnungen sind von Land zu Land unterschiedlich und basieren auf unterschiedlichen Kriterien, wie z.B. Herstellungsverfahren, geforderte Festigkeiten, Halbzeug- und Werkstückform, Mikrostruktur, Kohlenstoffgehalt, Legierungsgrad oder Anwendungsgebiet. Meistens orientieren sie sich aber an der chemischen Zusammensetzung des Stahls.
Der Ausdruck „Stahlbezeichnung“ wird oft in Verbindung mit Normen verwendet, und beide Begriffe werden gleichberechtigt verwendet, auch wenn die Bedeutung nicht exakt dieselbe ist. So beginnen z.B. Kennzeichnungen von deutschen Stählen mit DIN, bei japanischem Stahl mit JIS, internationale Stahlkennzeichnungen mit ISO usw.
Das am weitest verbreitete Stahlkennzeichnungssystem in den Vereinigten Staaten ist das der ASTM (American Society for Testing and Materials). Diese Stahlbezeichnungen sind aus einer Übereinkunft der Hersteller, Weiterverarbeiter und Anwender von Metallprodukten entstanden. Oft sind die Abmessungen, Toleranzen und Grenzwerte der ASTM-Beschreibung dieselben wie bei der AISI (American Iron and Steel Institute). Viele der ASTM-Beschreibungen wurden von der ASME (American Society of Mechanical Engineers) mit nur geringen oder sogar ohne Änderungen übernommen. Die ASME stellt ein „S“ vor die ASTM-Stahlkennzeichnung. So bezeichnen z.B. ASME SA 213 and ASTM A 213 den gleichen Stahl.
Die Euronorm (EN) ist ein vereinheitlichtes System zur Stahlkennzeichnung und wird praktisch in allen europäischen Ländern anerkannt und angewendet. Trotzdem findet man immer noch die nationalen Bezeichnungssystemen, wie z.B. das deutsche DIN, britische BS, französische AFNOR oder italienische UNI. Neben der Klassifizierung nach Nummern erhält jeder Stahl noch einen Kurznamen, der sich hauptsächlich nach seiner Einsatzbestimmung richtet.
Das Stahlinstitut VDEh vergibt in Europa die Werkstoffnummern zur Kennzeichnung von Werkstoffen. Diese sind folgendermaßen aufgebaut: X.YYZZ.AA, mit
- X: Hauptgruppe
- Y: Sortennummer
- Z: Zählernummer
- A: Anhängenummer
Für Stähle lautet die Hauptgruppe X „1“. Die Sortennummern YY dienen der Klassifizierung, die beiden Zählnummern ZZ werden chronologisch vergeben. Die Anhängenummern AA kennzeichnen die Stahlgewinnungsverfahren und den Behandlungszustand.
DIN-Normen benennen alle deutschen Stähle mit den Anfangsbuchstaben DIN und einem nachfolgenden Buchstaben- und Zahlencode. Zum Beispiel bedeutet DIN 40NiCrMo66 oder 1.6565, dass es sich um einen Ni-Cr-Mo-Stahl mit 0,35-0,4%C, 0,9-1,4%Cr, 0,5-0,7%Mn, 0,2-0,3%Mo, 1,4-1,7%Ni und 0,035%S handelt; DIN 17200 1.1149 oder DIN 17200 Cm22 bezeichnen einen nicht resulfurierten Carbonstahl mit 0.17-0.245%C, 0.3-0.6%Mn, 0.02-0.035% S und maximal 0.4%Si.
JIS-Normen zur Stahlkennzeichnung wurden vom Japanese Industrial Standards Committee (JISC) in Tokyo entwickelt. Das Stahlbezeichnungssystem beginnen mit JIS, gefolgt vom Buchstaben „G“ für Carbon- und niedriglegierte Stähle. So kennzeichnet JIS G3445 STKM11A einen low-carbon Stahl mit 0,12%C, 0,35%Si, 0,60%Mn, 0,04%P, 0,04%S; JIS G4403 SKH2 (AISI T1Klasse) ist ein Wolfram-HS-Werkzeugstahl mit 0,73-0,83%C, 3,8-4,5%Cr, 0,4%Mn, 0,4%Si, 0,8-1,2%V und 17-19%W.
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