Stahlnormen sind Ordnungssysteme, die dazu dienen, die chemischen, mechanischen und metallurgischen Eigenschaften verschiedener Stahlsorten und eisenhaltiger Legierungen, welche zur Herstellung von Werkstücken, Maschinen und Konstruktionen benötigt werden, zu klassifizieren, zu beurteilen und zu spezifizieren.
Stahlnormen unterstützen die Arbeit von metallurgischen Laboren, Herstellern und Endverbrauchern während der Produktion, der Verarbeitung und der Anwendung des Stahls.
Stähle können anhand einer großen Vielzahl von Kriterien genormt werden, zum Beispiel im Hinblick auf:
- Zusammensetzung, etwa kohlenstoffhaltiger, niedriglegierter, oder rostfreier Stahl
- Herstellungsmethode, zum Beispiel im Herdofen, mit dem Sauerstoffaufblasverfahren, oder im Elektrolichtbogenofen
- Umformungsmethode, wie etwa Warmwalzen, Kaltwalzen, und verschiedene Methoden zur Oberflächenvergütung und Plattierungstechniken
- Produktform, zum Beispiel Stäbe, Drähte, Fein- oder Grobblech, Bandstahl, Rohre oder Formteile
- Desoxidationsverfahren, wie etwa beruhigter, halbberuhigter oder unberuhigter Stahl
- Mikrostruktur, also zum Beispiel ferritisch, perlitisch oder martensitisch
- Wärmebehandlung, wie glühen, abschrecken und anlassen
Noch gibt es keine globalen Stahlnormen oder Klassifizierungssysteme. Daher existieren einige Stahlnormen und Bezeichnungssysteme, welche weltweit anerkannt und verwendet werden. Diese werden entweder national oder international entwickelt und standardisiert durch SDOs (Standard Development Organizations), oder durch verschiedene Industriezweige bzw. Zulieferer. Einige der bekanntesten Normungssysteme sind:
- AISI (American Iron and Steel Institute): Stahlnormen, welche aus den USA stammen und auch im Ausland verwendet werden. Obwohl diese Normen längst durch SAI, ASTM und andere U.S.-Normen ersetzt wurde, sind sie immer noch weit verbreitet.
- EN (Euronorm): Metall- und Stahlnormen für europäische Länder. Diese Normen werden europaweit akzeptiert und benutzt. Daneben gibt es die nationalen Normen, wie die deutsche DIN, englische BS, französische AFNOR und italienische UNI-Norm, welche immer noch gemeinhin genutzt und oft in Dokumenten verwendet werden.
- Japanische JIS Stahlnormen, welche im asiatischen und pazifischen Raum weit verbreitet sind. JIS Stahlnormen wurden auch oft als Basis für andere nationale Normungssysteme benutzt, zum Beispiel in Korea, China und Taiwan.
- Stahlnormen aus den neuen Industrieländern: chinesischer GB und YB, indischer IS, brasilianischer NBR. Diese Normen werden, obwohl manchmal nicht so weit entwickelt und weniger detailliert, wegen des globalen Liefernetzes, zunehmend verwendet. Dasselbe gilt für das Russische GOST, welches praktisch den Standard für alle ehemaligen Sowjetstaaten bildet.
Vertikale Stahlnormen für Industriestähle beinhalten SAE für Kraftfahrzeuge, Luft- und Raumfahrt usw., ASME für Druckkessel und viele andere Anwendungen, AWS für Schweißzusatzwerkstoffe und verwandte Materialien. Normen für den Schiffsbau werden durch die amerikanische ABS, British Lloyds, italienische Rina und andere bereitgestellt.
Viele Stahlhersteller und –zulieferer haben darüber hinaus eigene, geschützte, kommerzielle Namen zur Stahlbezeichnung entwickelt. Einige dieser Namen sind, nach jahrelangem Gebrauch, Gemeingut geworden und werden heute, ohne direkten Bezug zum Zulieferer, oft als Handelsnamen bezeichnet. In den meisten Fällen sind diese Handelsnamen nicht standardisiert. Daher können die Eigenschaften solcher Produkte variieren. Die Verwendung von Handelsnahmen sollte also in technischen Dokumenten vermieden werden.
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